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puren Zorn verwandelte. Ihr Job verlangte kühle Überlegung
und Sachlichkeit. Selbst jetzt, da sie selbst Vorgesetzte war,
überlegte sie: Was würde Grissom tun?
Ein bösartig aussehender blauer Fleck bedeckte den größten
Teil von Angies Handrücken, als hätte sie die Hand gerade
noch rechtzeitig gehoben, um einen Schlag abzufangen. Nach
der Form des Blutergusses zu schließen, und nach der Art, wie
er sich über den ganzen Handrücken ausbreitete, war der
Schlag mit einem zylindrischen Gegenstand ausgeführt wor-
den.
Catherine sah sich auf der Suche nach der potentiellen Waf-
fe im Raum um. Ihre Augen registrierten Bierflaschen und run-
de Lampenfüße, aber im Grunde vermutete sie, dass der Täter
die Waffe, vielleicht einen Baseballschläger, selbst mitgebracht
und wieder mitgenommen hatte.
Sie widmete sich wieder der Hand, kratzte vorsichtig die
Unterseite der Nägel ab und wurde mit ein paar Hautzellen
belohnt. Bei einem Kampf von solcher Intensität war anzu-
nehmen, dass Angela selbst ein paar Schläge hatte austeilen
können und der Mörder Kratzspuren im Gesicht, an einer Hand
oder einem Arm davongetragen hatte.
Gutes Mädchen, dachte Catherine. Nicht selten lieferte das
Opfer selbst die notwendigen Beweise, um den Täter überfüh-
ren zu können.
Nachdem sie den kleinen Beweismittelbeutel mit ihrer Beu-
te versiegelt hatte, kümmerte sich Catherine um die andere
Hand. Auch an dieser Hand fielen ihr die Abwehrverletzungen
auf, und sie fotografierte sie.
Sie waren beinahe eine Stunde vor Ort, und Catherine been-
dete gerade die Untersuchung von Angela Dearborn, als das
Team des Leichenbeschauers endlich eintraf, um die Leiche
abzuholen.
David Phillips, Assistent und Stellvertreter von Albert Rob-
bins, dem amtlichen Leichenbeschauer, ging voran. David war
mittelgroß und hatte dünnes braunes Haar und stets fragend
blickende Augen hinter dunkel gefassten Brillengläsern. Hinter
ihm schob ein Zwei-Mann-Team eine Rollbahre heran. Der
vordere Mann, groß und dürr, hatte sandfarbenes Haar und trug
eine Brille, der Mann am hinteren Ende war kleiner, dunkel-
haarig und etwa so hager wie sein Kollege. Catherine fragte
sich im Stillen, wie dieses mickrige Paar die Bahre drei Stock-
werke hinunter auf die Straße tragen wollte.
»David«, sagte Catherine anstelle eines Grußes.
Er antwortete mit einem angespannten Lächeln. »Mord,
richtig?«
»Mord.«
Ein Teil von ihr wollte Angela Dearborn nicht den Leichen-
beschauern überlassen, nicht einmal David, dem sie voll und
ganz vertraute. Alle Kriminalisten, alle Cops, um genau zu
sein, hatten gewisse Empfindlichkeiten. Beispielsweise verach-
teten sie alle Kinderschänder. Manche von ihnen schafften es,
sich innerlich gegen Verbrechen zu wappnen, die an Frauen
begangen wurden, aber Catherine war das nie gelungen.
Auch wenn sie sich selbst kaum als Feministin bezeichnet
hätte, empfand sie ein Gewaltverbrechen an einer Frau wie ein
Gewaltverbrechen an allen Frauen.
Das hatte sie Grissom gegenüber einmal zugegeben, und der
hatte gesagt: »Ich stimme dir zu, aber ich würde es weiter fas-
sen.«
»Inwiefern?«
»Ein Gewaltverbrechen an einem von uns ist ein Gewalt-
verbrechen an der ganzen Menschheit.«
Edle Worte und richtig dazu, aber Catherine empfand noch
immer besonderes Mitgefühl mit Opfern wie Angela.
Jede Prellung, jeder Kratzer würde in ihrem Bericht genau
beschrieben werden. Sie suchte auf Angelas Kleidern nach
Haaren, fand ein paar, sammelte sie ein und schloss die Suche
ab, um die Frau schließlich  zögernd, beinahe trauernd  Da-
vid und seinen Assistenten zu überlassen.
»Alles in Ordnung, Catherine?«, fragte David sie ehrlich be-
sorgt.
»Was? Oh, ja, sicher, alles bestens.«
»Ist in letzter Zeit ein ziemliches Durcheinander mit all die-
sen Veränderungen. Herzlichen Glückwunsch, übrigens.«
»Danke. Vielen Dank.«
Die beiden Männer luden die Leiche vorsichtig auf die Bah-
re, bedeckten Angie mit einem Laken und schnallten sie fest.
David schluckte und deutete mit einem Nicken auf die Lei-
che. »Man sollte meinen, nach einer Weile würde uns so etwas
nicht mehr mitnehmen.«
Sie lächelte schwach. »Wenn das passiert, sollten wir uns
schämen.«
Er erwiderte das Lächeln und nickte zustimmend. »Wir in-
formieren Sie sofort, wenn wir etwas haben.«
Dann folgte er der Bahre mit der Leiche nach draußen.
Catherine kehrte zurück an die Arbeit und studierte den Bo-
den, auf dem die Leiche geruht hatte, falls man das »ruhen«
nennen konnte. Der billige Teppich mochte ihr womöglich
genauso viel verraten wie die Leiche selbst.
Nick und Warrick waren inzwischen im Schlafzimmer ange-
langt. Catherine schloss die Tür zu dem Raum und schaltete die
Deckenbeleuchtung aus. Auf Händen und Knien untersuchte
sie den schmutzig-grauen Teppich mit der ALS, einer Alternate
Light Source oder alternierenden Lichtquelle, als Larkin zur
Wohnungstür hereinkam und den Lichtschalter betätigte.
Ihr Kopf ruckte hoch, doch sie beschloss, ihn nicht lauthals
zu verfluchen, als sie seine düstere Miene sah. Zumindest trug
er noch seine Latexhandschuhe.
»Irgendwas Neues?«, fragte sie.
Larkin nickte. »Nellie Pacquino ist eine Nachtschwärmerin.
Sie hat das Geschrei gegen sechs gestern Abend gehört, hat
sich aber, da sie selbst gern und laut feiert, nichts dabei ge-
dacht.«
»Komische Art zu feiern.«
»Wie auch immer, Nellie war die ganze Nacht unterwegs
und ist erst bei Sonnenaufgang zurückgekommen. Sie hat be-
schlossen aufzubleiben, um ihren morgendlichen Kaffeeklatsch
mit dem Opfer abzuhalten, aber als sie dann an die Tür klopfte,
erhielt sie keine Antwort.«
»Die Tür war nicht abgeschlossen. Hat sie nicht versucht,
den Knauf zu drehen?«
»Sie sagt, sie hätte es nicht versucht. Sie sei einfach wie üb-
lich zur Arbeit gegangen und hätte, als sie nach Hause gekom-
men sei, noch einmal angeklopft und versucht die Dearborn
anzurufen. Als sie wieder keinen Erfolg hatte, hat sie uns ange-
rufen.«
»Hätte ich meinen Tatort nicht schützen müssen, dann hätte
ich Sie gebeten, Nellie herzubringen, damit sie die Leiche iden-
tifiziert.« Catherine deutete auf die Stelle, an der die Leiche
gelegen hatte. »Bisher haben wir noch keine offizielle Identifi-
zierung.«
Als Catherine diese Worte aussprach, verließ Nick gerade
das Schlafzimmer. Er hielt etwas in der Hand  eine kleine
blaue Geldbörse.
»Ich komme nicht häufig direkt aufs Stichwort«, sagte er,
»aber wie wäre es vorerst damit?«
Nick hielt die Brieftasche in einer Hand, öffnete sie mit der [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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