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von Melodien haben. Seine Aufgabe ist es nicht, Musik zu
komponieren, sondern sie zu kopieren.
Der Vergleich hinkt nur, wenn man zum Ausleseprozess kommt.
Es gibt keinen kosmischen Musiker, der die Noten des Lebens
überprüft und eine Qualitätskontrolle ausübt. Es gibt nur die
Natur, die nach einem einfachen und unerbittlichen Gesetz
vorgeht: Was funktioniert, behalte bei, was nicht geht, eliminiere.
Für das «Funktionieren» gibt es nur ein einziges Kriterium: die
Effizienz der Vermehrung. Führt der Fehler dazu, dass mehr
Kopien entstehen, dann wird er ohne weitere Umstände
akzeptiert. Wenn A sich besser vermehrt als B, auch nur zu einem
winzigen Prozentsatz, dann wird es nach einigen Generationen
erheblich mehr A s als B s geben. Stehen A und B um Raum oder
Ressourcen im Wettstreit, so darf man annehmen, dass B bald
von A ausgeschaltet wird. A überlebt, und B stirbt aus.
Darwinismus ist das zentrale Prinzip, auf dem unser Verständnis
der Biologie aufgebaut ist. Er bietet eine kurze Erklärung dafür,
wie eine relativ einfache genetische Botschaft sich im Laufe der
Jahrmilliarden so komplizieren kann, dass ein DNS-Molekül
entsteht, das komplex genug ist, den Menschen zu beschreiben.
Sobald die Grundlage zur Verfügung stand, die Urahnen-DNS,
konnte die Entwicklung durch zufällige Kopierfehler und
Selektion ihren Lauf nehmen. Gute Gene wurden behalten,
schlechte wurden eliminiert.
Die Tauglichkeit dieser knappen Erklärung werde ich noch
besprechen. Für den Augenblick geht es nur um den
Anfangspunkt. Darwinische Evolution kann sich nur vollziehen,
wenn irgendwie geartetes Leben schon existiert. (Genau
genommen erfordert sie nicht Leben in voller Pracht, sondern
lediglich Replikation, Variation und Selektion.) Darwinismus sagt
dagegen nichts über jenen entscheidenden ersten Schritt aus, den
Ursprung des Lebens. Das zentrale Prinzip des Lebens lässt uns
also im Stich, und wir müssen ein anderes finden, das erklären
könnte, wie alles begonnen hat.
Ein guter Ausgangspunkt für die Suche nach Hinweisen über
den Ursprung des Lebens ist die Frage, wo Leben begonnen hat.
Haben wir erst diesen Ort gefunden, dann können wir
Vermutungen über die physikalischen Bedingungen anstellen,
unter denen Leben entstanden ist, die chemischen Prozesse
studieren, die unter solchen Bedingungen ablaufen, und uns Stück
für Stück ein Bild davon machen, wie die präbiotische Phase
ausgesehen hat.
Mikroben und die Suche nach Eden
Als Knaben hat man mich manchmal gezwungen, die
Sonntagsschule zu besuchen, was für mich eine große Qual war.
Die einzige positive Erinnerung, die ich daran habe, ist, wie ich
ein Bilderbuch durchblätterte, in dem der Garten Eden
beschrieben war. Eden war dort ein blitzsauberer Park, in dem
stets die Sonne schien und wo exotische Tiere, wahrscheinlich
lauter Vegetarier, durch die Landschaft zogen, ohne sich vor
irgendetwas fürchten zu müssen  ein angenehmer Kontrast zu
meinem Leben in einem Vorort von London. Zu schade, dass der
biblische Garten Eden nur ein Mythos ist, obwohl es den Ort, wo
die ersten Lebewesen der Erde gelebt haben  eine Art
wissenschaftliches Eden  sicherlich geben muss. Doch wo?
Ich schreibe diese Zeilen an einem regnerischen Frühlingstag in
den Hügeln bei Adelaide. Der Winterregen hat die Landschaft
ergrünen lassen, und ringsum sprießen Büsche, Sträucher und
Gräser unter dem üppigen Laubdach turmhoher Bäume. Vögel
ziehen am Himmel entlang und schimmern farbenprächtig
zwischen den Zweigen hervor. Unter dem Grün verstecken sich
Schlangen, Echsen und Spinnen. Bestimmt gibt es auch Hasen,
Beutelratten, Mäuse, Ameisenigel und vereinzelt Koalabären und
Kängurus. Selbst in diesem regenarmen Land zeigt das Leben
unzählige Formen und ist allgegenwärtig.
Die phantastische Vielfalt des Lebens entzückt die Menschen
seit Jahrtausenden, doch die wahre Fülle des Lebens auf der Erde
hat sich erst vor relativ kurzer Zeit, nach der Erfindung des
Mikroskops, offenbart. Während die Naturforscher noch über den
biologischen Reichtum des Regenwalds oder des Korallenriffs
staunten, übersahen sie ein wahres Füllhorn des Lebens in unserer
unmittelbaren Umgebung: das Reich der Mikroorganismen, der
einzelligen, winzigen Lebensträger, die fast jede Ritze bewohnen,
die der Planet zu bieten hat. Mikroben, lange Zeit schlicht als
«Bazillen» abgetan, sind, wie wir heute wissen, die herrschende
Klasse des Lebensbaums. «Hinter jedem Haus findet man in
kurzer Zeit Tausende neuer Arten, wenn man gründlich sucht»,
meint John Holt von der Michigan State University. Holts
Aussage erscheint zunächst übertrieben, doch dann erinnert man
sich, dass ein Löffel voll guter Erde zehn Billionen Bakterien
zehntausend verschiedener Arten beherbergt! Die Gesamtmasse
der Mikroorganismen auf der Erde könnte hundert Billionen
Tonnen betragen und damit die Masse des sichtbaren Lebens bei
weitem überwiegen.
Dass Mikroorganismen mit bloßem Auge nicht zu sehen sind,
heißt nicht, dass sie sich nicht deutlich bemerkbar machen
können, zum Beispiel durch ansteckende Krankheiten, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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